Totenbestattung

November

Rizpa beweist Mut und Menschlichkeit (2 Samuel 21,10-14)


Die letzten Kapitel (21–24) sind Nachträge. Hier findet sich die bewegende Geschichte von Rizpa, einer Nebenfrau Sauls (21,1–14): Es herrscht Hungersnot und David fragt den HERRN nach dem Grund. Er erfährt, dass auf dem Haus Sauls eine Blutschuld laste. Denn Saul habe die Gibeoniter trotz eines Friedensabkommens (Jos

Joseph Mallord William Turner (1775–1851) und Robert Duncarton (1744–1811), Rizpa, um 1811, Mezzotinto-Radierung, London, Tate Gallery


Biblischer Text

Rizpa, die Tochter Ajas, nahm das Sackgewand und breitete es auf dem Felsen aus. Sie blieb dort bei den Toten vom Beginn der Gerstenernte an, bis sich Wasser vom Himmel über die Toten ergoss. Sie ließ nicht zu, dass sich bei Tag die Vögel des Himmels auf ihnen niederließen und bei Nacht die Tiere des Feldes.

Es wurde David berichtet, was Rizpa, die Tochter Ajas und Nebenfrau Sauls, getan hatte. Da holte David die Gebeine Sauls und seines Sohnes Jonatan von den Bürgern von Jabesch in Gilead. Sie hatten die Gebeine vom Marktplatz in Bet-Schean gestohlen, wo sie die Philister nach ihrem Sieg über Saul im Gilboa-Gebirge aufgehängt hatten. David ließ die Gebeine Sauls und seines Sohnes Jonatan von dort heraufbringen. Dann sammelte man die Gebeine der Gehängten und begrub sie mit den Gebeinen Sauls und seines Sohnes Jonatan im Land Benjamin in Zela im Grab von Sauls Vater Kisch. Und man tat alles, was der König befohlen hatte. Danach ließ sich Gott gnädig für das Land stimmen.


Für Erwachsene

Rizpa kann zwar durch ihren monatelangen Protest nicht mehr erreichen, dass die Toten lebendig werden. Aber sie schafft es, David durch ihre Beharrlichkeit und tiefe Mutterliebe davon zu überzeugen, dass es gut ist, alle Toten aus dem Hause Sauls gemeinsam zu begraben. Der Mord an sieben unschuldigen Enkeln Sauls ist aus heutiger Sicht mit keiner „Blutschuld“ (21,1) zu rechtfertigen. Im damaligen Denksystem sollte die Hinrichtung der Nachkommen Sauls die Schuld aufheben, indem sie das ursprüngliche Gleichgewicht, das durch die Gewalttat gestört worden war, wiederherstellte. So kann uns diese eindrückliche Geschichte vom stummen, verzweifelten Protest der zutiefst betroffenen Mutter zum Vorbild einer Haltung werden, die selbst in aussichtsloser Lage für Ehre und Würde unschuldiger Menschen kämpft und zu jedem Opfer bereit ist. Ihre Liebe ist stark wie der Tod (Hohelied 8,6).


Bildnachweis

Turner, Rizpa, Foto: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b5/Rizpah_keeps_watch_in_the_tranquil_night_over_the_decaying_b_Wellcome_V0034314.jpg?uselang=de (letzter Zugriff: 25.08.2021)