Leben in Fülle

Juli

Die Wüste wird blühen (Jesaja 35,1-10)


Für Kinder

Wüsten, die anfangen zu blühen: Das gibt es tatsächlich! Ein bekanntes Beispiel ist die Atacama-Wüste in Chile, die rund 1200 Kilometer lang ist und sich vom Süden Perus bis in den Norden Chiles erstreckt. Sie gilt als trockenste Wüste der Welt. Jahrelang gibt es dort keinen Regen. Aber wenn er dann doch kommt, etwa alle 5 bis 7 Jahre, verwandelt sich die Wüste in ein unvorstellbares Blütenmeer. Samen, die jahrelang darauf gewartet haben, einen Tropfen Regen abzubekommen, werden zum Leben erweckt, keimen und explodieren regelrecht. Wer weiß, vielleicht haben die Verfasser der Texte damals so ein wunderbares Naturschauspiel in ihrer Umgebung selbst erlebt?! Jedenfalls haben sie ein eindrückliches Bild für ihre Hoffnungsbotschaft gefunden: Was das Wasser für die Wüste ist, ist Gott für den Menschen. Wer zur sprudelnden Quelle von Gottes Weisungen kommt, wird ein Leben in Fülle haben, Freude ohne Ende.

Neela Pushparaj (geb. 1938), Blühende Kakteen
Wasserfarbe auf Papier, 2004, 41 x 31 cm, Privatsammlung


Biblischer Text

Jubeln werden die Wüste und das trockene Land,
jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie.
Die Herrlichkeit des Libanon wurde ihr gegeben,
die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon.
Sie werden die Herrlichkeit des HERRN sehen,
die Pracht unseres Gottes.

Macht die erschlafften Hände wieder stark
und die wankenden Knie wieder fest!
Sagt den Verzagten: „Habt Mut, fürchtet euch nicht!
Seht, euer Gott! Die Rache kommt, die Vergeltung Gottes,
er selbst kommt und wird euch retten.“

Dann werden die Augen der Blinden aufgetan
und die Ohren der Tauben werden geöffnet.
Dann springt der Lahme wie ein Hirsch
und die Zunge des Stummen frohlockt,
denn in der Wüste brechen Quellen hervor
und Flüsse in der Steppe.
Der glühende Sand wird zum Teich
und das durstige Land zu sprudelnden Wassern.

Eine Straße wird es dort geben,
man nennt sie den Heiligen Weg.
Kein Raubtier betritt diesen Weg,
dort gehen nur die Erlösten.
Die vom HERRN Befreiten kehren zurück
und kommen voll Jubel nach Zion.
Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern
Wonne und Freude stellen sich ein,
Kummer und Seufzen entfliehen.


Für Erwachsene

Die Gegensätze könnten kaum größer sein: In Kapitel 34 wird ein Land, das von Judas Bruder und Feind bewohnt wird, zur unfruchtbaren Wüste, in Kapitel 35 wandelt sich die Wüste in eine fruchtbare, blühende Landschaft. Kapitel 35 fungiert als Brückentext zu Kapitel 40ff., der Eröffnung von Deuterojesaja; beide Kapitel sind durch Stichwortbezüge eng aufeinander bezogen. Insbesondere das Motiv der Straße und die Metapher der Wüste (als Bild für das niedergeschlagene Jerusalem) sind wichtig. Gemeinsam ist beiden Kapiteln, dass sich eine Gruppe von Menschen zu Wort meldet, die sich JHWH besonders verbunden fühlt und ihn als „unseren Gott“ (35,2; 40,3.8) bezeichnet. Sie will die Menschen im nachexilischen Israel dazu ermutigen, sich wieder JHWH zuzuwenden: „Seht, hier ist euer Gott“ (35,4). Dabei ist ihre Ausrichtung auf das Königtum JHWHs von zentraler Bedeutung für das Jesajabuch. Die Völker sollen lernen, dass am alleinigen unsichtbaren, aber wirksamen Königtum JHWHs auf dem Zion kein Weg vorbeigeht, sonst haben sie wie Edom keine Zukunft mehr.



Bildnachweis

Pushparaj, Foto: Neela Pushparaj / Bridgeman Images