Himmelfahrt

Mai

Elija fährt zum Himmel auf (2 Könige 2,1-18)


Für Kinder

Dieses Bild nennt man eine Ikone. Das sind Heiligenbilder in östlichen Kirchen, besonders in der orthodoxen Kirche. Sie sind fast immer auf Holz gemalt. Das Besondere an ihnen ist, dass sie gesegnet werden und im Betrachter eine tiefe Verbindung zu dem heiligen Bild wecken sollen. – Die intensive rote Farbe und der Kreis fallen sofort auf. Der Kreis ist mit vier grünen und blauen Ringen wie ein kostbarer Juwel eingefasst. Er ist in seiner Leuchtkraft und vollkommenen Form Zeichen für den göttlichen Bereich, in den Elja nun eintaucht. Schau mal, wie kräftig Elischa vom Berg aus am Mantelsaum des Elija zieht! Aber aufhalten kann er ihn nicht mehr. Und das Kreuz unten? Es soll an Jesus im Garten Gethsemane erinnern. Dort erscheint ihm wie Elija ein Engel, als er zu Tode betrübt ist, und gibt ihm neue Kraft (Lukasevangelium, Kapitel 22, Vers 43).

Abb. 1: Elijas feuriger Aufstieg in den Himmel (Mitte), Elija in der Wüste (unten), zweite Hälfte 16. Jahrhundert, Ikone, Öl auf Holz, nordrussische Schule, 99,5 x 64 cm, Moskau, Staatliche Tretjakow-Galerie


Biblischer Text

Am Tag, als der HERR den Elija im Sturm in den Himmel aufnehmen wollte, ging Elija mit Elischa von Gilgal fort. Sie zogen immer weiter, von Bet-El nach Jericho und von Jericho zum Jordan. Fünfzig Propheten folgten ihnen. Am Jordan nahm Elija seinen Mantel, rollte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser. Da teilte es sich und sie gingen auf trockenem Boden hinüber. Als sie drüben waren, sagte Elija zu Elischa: „Sprich eine Bitte aus, die ich dir erfüllen soll, bevor ich von dir weggenommen werde!“ Elischa antwortete: „Lass mich einen doppelten Anteil von deinem prophetischen Geist bekommen!“ Elija entgegnete: „Du hast Schweres erbeten. Wenn du siehst, wie ich von dir weggenommen werde, wird es dir gegeben werden, sonst aber nicht.“

Wie sie so miteinander gingen und redeten, kam plötzlich ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte die Beiden voneinander, und Elija fuhr im Wirbelsturm zum Himmel empor.

Elischa sah es und rief laut: „Mein Vater, mein Vater! Du Wagen Israels und sein Lenker!“ Dann sah er ihn nicht mehr. Da packte er seine Kleider und zerriss sie mitten entzwei. Dann hob er den Mantel Elijas auf, der zu Boden gefallen war, und kehrte an den Jordan zurück. Er schlug wie Elija mit dem Mantel auf das Wasser und rief: „Wo ist der  HERR, der Gott Elijas?“ Da teilte sich das Wasser und Elischa ging hinüber.

Als ihn die Propheten aus Jericho vom anderen Ufer aus sahen, riefen sie: „Der Geist des Elija hat sich auf Elischa niedergelassen!“ Sie liefen ihm entgegen und warfen sich vor ihm nieder. Dann schickten sie fünfzig Männer aus, um Elija zu suchen. Sie sagten: „Vielleicht hat ihn der Geist des  HERRN weggetragen und auf einen der Berge oder in eines der Täler geworfen.“ So suchten sie ihn drei Tage lang. Da sie ihn nicht fanden, kehrten sie zu Elischa zurück.


Für Erwachsene

Der älteste Sohn erhielt in Israel vom väterlichen Erbe doppelt so viel (den „doppelten Anteil“) wie seine jüngeren Brüder (Dtn 21,17). Für Elischa ist Elija wie ein Vater, der ihn unterweist und führt. Er möchte sein geistiger Haupterbe werden. Allerdings liegt es an Gott, so impliziert Elija, ob er die prophetischen Gabe an ihn weiterreicht oder nicht. Wenn er sieht, was menschliche Augen sonst nicht können, ist seine Bitte erfüllt. Und so kommt es: Er wird ein „sehender“ Zeuge der Himmelfahrt Elijas, während seine Vision den anwesenden Prophetenjüngern verschlossen bleibt. In der wunderbaren Teilung des Wassers wenig später zeigt sich, dass er den Geist auch wirklich erhalten hat und nun nicht nur in der Nachfolge Elijas steht, sondern auch in der Reihe der großen Propheten Mose und Josua, deren Wirken jeweils mit dem Wunder der Wasserteilung begann (vgl. Ex 14,21–22 und Jos 3,15–17).



Für Kinder

Hier sind Ereignisse aus dem Alten und Neuen Testament aufeinander bezogen. Alle Bilder haben etwas mit „Aufstieg“ zu tun. Links oben ist die Himmelfahrt von Jesus Christus gezeigt. Nur ein Abdruck der Füße von Jesus bleibt zurück. Darunter träumt Jakob von einer Leiter, die bis in den Himmel reicht. Auf ihr steigen Engel auf und ab. Diese Geschichte steht im Buch Genesis, Kapitel 28, Vers 10 bis 22. Oben rechts ist Jesus zu sehen, der sich wie ein guter Hirte um seine Herde (= die Menschen) kümmert. Das Bild bezieht sich auf das neutestamentliche Gleichnis vom verlorenen Schaf, das wiedergefunden wurde. Jesus trägt es in den Himmel zu den Engeln. Und was darunter abgebildet ist, ist ja klar…

Abb. 2: Die Himmelfahrt Christi (l.o.), Jakobs Traum von der Himmelsleiter (l.u.) Christus, der gute Hirte (r.o.), Elija fährt im feurigen Wagen zum Himmel (r.u.) um 1360, Heilsspiegel, Darmstadt, Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt

Für Eltern

Die Himmelfahrt Elijas ist eine (nicht wörtlich zu nehmende!) Metapher für Elijas geheimnisvolle Entrückung in die unfassbare Sphäre Gottes. Sie ist Stoff vieler Legenden im Judentum. Die Wiederkunft Elijas wird dort sehnlichst erwartet. Denn Elija ist (wie Henoch, Gen 5,24) nicht gestorben, sondern wird von Gott „genommen“. Beim Paschamahl hält man für ihn bis heute einen Becher bereit. Elija gilt sowohl im Judentum als auch im Christentum als Vorläufer des Messias. Kein anderer Prophet wird im Neuen Testament häufiger erwähnt als Elija (er wird 29 Mal mit Namen genannt!). Er hat Ähnlichkeit mit Johannes dem Täufer. Beide sind mit einem Kamel- bzw. Ziegenhaarmantel und ledernen Gürtel bekleidet (vgl. 2 Kön 1,8 und Markus 1,6). Johannes der Täufer gilt als Wegbereiter Christi und wird von Jesus sogar einmal als der wiedergekommene Elija bezeichnet (Matthäus 11,14). Elijas Himmelfahrt wird im Christentum typologisch als Vorausbild der Himmelfahrt Christi gedeutet.


Bildnachweis

Abb. 1: Elijas feuriger Aufstieg in den Himmel, Foto: akg-images / Sputnik

Abb. 2: Die Himmelfahrt Christi, Foto: © Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt