Hoffnung im Wintertief

Februar

Ein erwachender Mandelzweig (Jeremia 1,11-19)


Für Kinder

Ein Mandelbaum kann schon anfangen zu blühen, selbst wenn draußen noch Schnee liegt! Das hat der Maler van Gogh erfahren, als er im Februar 1888 nach Arles zog. Er war ziemlich überrascht, dass es dort noch Frost gab und bitterlich kalt war. Er war doch in den Süden gezogen, um es warm zu haben! Da er ja nicht draußen malen konnte, schnitt er sich von einem Mandelbaum einen Zweig ab, der trotz allem schon blühte. Drinnen stellte er ihn in ein Glas. So ist seine kleine Studie entstanden!

Vincent van Gogh (1853–1890), Blühender Mandelbaumzweig in einem Glas, März 1888, Öl auf Leinwand, 24,5 x 19,5 cm, Amsterdam, Van Gogh Museum


Biblischer Text

Das Wort des HERRN erging an mich: „Was siehst du, Jeremia?“ Ich antwortete: „Einen Mandelzweig sehe ich.“ Da sprach der HERR zu mir: „Du hast richtig gesehen, denn wachend bin ich über meinem Wort und führe es aus.“

Ein zweites Mal erging an mich das Wort des HERRN: „Was siehst du?“ Ich antwortete: „Einen dampfenden Kessel sehe ich, er steht schräg, sein Rand neigt sich von Norden her.“ Da sprach der HERR zu mir: „Von Norden her ergießt sich das Unheil über alle Bewohner des Landes. Ja, siehe, ich rufe alle Völker der Königreiche des Nordens – Spruch des HERRN –, damit sie kommen und die Richter an Jerusalems Toren vertreiben, und dort ihre Throne aufstellen. Dann werde ich mein Urteil über Jerusalem sprechen für alles Böse, weil sie mich verlassen, anderen Göttern geopfert und das Werk ihrer eigenen Hände angebetet haben.

Du aber, du sollst dich gürten und erheben und ihnen alles verkünden, was ich dir auftrage! Ich aber, siehe, ich mache dich heute zu einer befestigten Stadt und zu einer eisernen Säule und zu bronzenen Mauern gegen das ganze Land, gegen ihre Könige, Priester und Vornehmen. Mögen sie dich bekämpfen, besiegen werden sie dich nicht, denn ich bin mit dir – Spruch des HERRN –, um dich zu retten.“



Für Erwachsene

Charakteristisch für die Verkündigung des Jeremia ist, dass er Visionen hat, in denen ihm JHWH zeigt, was er vorhat. So sieht Jeremia in einer ersten Vision einen Mandelzweig. Dieser wird ihm zum Zeichen für JHWHs Wachsamkeit und Treue. JHWH kann man vertrauen, weil er darauf achtet, dass er auch umsetzt, was er versprochen hat. Dahinter verbirgt sich ein hebräisches Wortspiel zwischen schaked (Mandelbaum, er blüht als einer der ersten im Frühling) und schoked (wachend). Der überkochende Topf der zweiten Vision steht für das Unheil, das über Jerusalem vom Norden durch Feinde (hier noch unbestimmt) hereinbrechen wird. Nach den beiden Visionen soll Jeremia seine Sendung angehen. Er soll die Stadt Jerusalem, die zerstört werden wird, ersetzen und für die Menschen zur sicheren Heimat werden. Anstelle des Tempels und seiner Säulen, die nach Babel verschleppt werden, vermittelt nun er den Zugang zu JHWH und wird das Volk wie eine Stadtmauer mit dem Wort JHWHs schützen (Fischer 2015, 22ff.).


Bildnachweis

van Gogh, Blühender Mandelbaumzweig, Foto: akg-images / WHA / World History Archive